Das Flüstern des Jaguars

Auf einem transgenetischen Maisfeld dringt Sebastian:e, ein:e queer:e Künstler:in, mit einem Maiskolben in sich ein und ahnt dabei nicht, wie nahe sie:er ihrem:seinem eigenen Tod ist. Sebastian:es Schwester Ana, ein Punk-Girl aus der Stadt, folgt Sebastians Spuren und begibt sich mit deren:dessen Asche auf eine Reise durch den Amazonas, die für sie zu einer spirituellen und sexuell befreienden Erfahrung wird. Faszinierende Begegnungen und Herausforderungen säumen den Weg, entlang dessen inmitten unausweichlicher Geschichten von Kolonialismus, Modernisierung und der gegenwärtigen politischen Lage Brasiliens immer wieder Sebastian:e erscheint. Nach und nach nimmt die Reise von Ana Besitz: nicht sie nimmt Ayahuasca, Ayahuasca nimmt sie; nicht sie überschreitet die Grenzen, die Grenzen überschreiten sie. Eine lesbische Orgie gipfelt in der übersinnlichen Verbindung mit der Lust ihrer Vorfahren, während die Heilpflanzen des Urwaldes ihr die Türen zu einer Unterwelt öffnen, die in performativen Visionen von Sebastian:e emporsteigt. Dieser Queer-Punk-Roadmovie bewegt sich so frei zwischen Performancekunst, politischem Statement und fiktionalem Filmemachen wie die hybriden Körper und Identitäten seiner Figuren in der tropischen Atmosphäre aus Spiel, Protest und Transformation.

Título original: O SUSSURRO DO JAGUAR
Titel auf Deutsch: DAS FLÜSTERN DES JAGUARS
Regie, Drehbuch und Produktion:
Thais Guisasola & Simon(e) Jaikiriuma Paetau
Produktionsländer: Deutschland, Kolumbien, Brasilien
Jahr: 2017
Sprache: Portugiesisch
Länge: 79 Minuten
Genre: Fiktion/Experimentell/Dokumentarfilm
Farbe / S/W: Farbe

Gedreht in ruhigen, farbenfrohen Bildern, entfaltet der Film einen triphaften Flow, in den Nachrichten und den Kommentaren einer Heilerin klingt aber auch die politische Realität Brasiliens an. Der Amazonas wird nicht als mystischer Dschungel inszeniert, wie es Werner Herzog so meisterhaft versteht, sondern als grandiose Landschaft, in der ein Mensch sich neu finden kann.
Der Tagesspiegel / „The Whisper of the Jaguar“ im Kino: Ein Film wie ein Trip / 04.10.2018

Auswahl von Festivals, Ausstellungen & Auszeichnungen

Documenta14 2017, Weltpremiere
Cartagena International Film Festival – FICCI 2018, Gewinner des Beste Regie Preises – Kolumbianischer Wettbewerb
Ciclo Rosa LGBT Film Festival 2018, Eröffnungsfilm
Fénix Ibero-American Awards 2018 (Vor-Auswahl)
MIX Brasil LGBT Film Festival 2018, Verleiher-Preis für die brasilianische Kinoveröffentlichung
AMOR Festival internacional de Cine LGBT+ 2018, Chilenische Premiere
Fringe! Queer Film and Arts Fest 2018, UK-Premiere 
Internationales Queer & Migranten Film Festival 2018, Niederländische Premiere 
Festival Cuirpoétikas, Ciudad de Guatemala 2018, Guatemala-Premiere
Fargo Moorhead LGBT Film Festival 2018, Preis für den besten Film
Cabiria Festival 2019, Offizielle Auswahl
Kuir Bogotá – Queer Film Festival 2019, Retrospektive Simon(e) J. Paetau
ZINEGOAK – Bilbao’s International GayLesboTrans Film and Performing Arts Festival 2019, Spanien-Premiere  
Peruanisches Filmfestival Made by Women 2019, Peruanische Premiere 
Festival Internacional de Cine Colombiano en Buenos Aires – FICCBA 2020
Stadtkino Basel – Amazonas Movie Series 2021
FICAMAZONÍA Mocoa y Florencia 2021
FICUNAM – Festival Internacional de Cine UNAM 2023, Offizielle Auswahl 
Eureka Festival Universitario de Cine 2023, Retrospektive über Simon(e) Jaikiriuma Paetau

Credits

Regie, Drehbuch & Produktion: THAIS GUISASOLA & SIMON(E) JAIKIRIUMA PAETAU | Zusammenarbeit am Drehbuch: ALICIA ARTEAGA, DANIEL MARTINS, GIOVANNA PEZZO | Kameraführung: GIOVANNA PEZZO | Szenenbild und Kostüm: ALICIA ARTEAGA | Assistenzproduktion/Direct Sound: DANIEL MARTINS | Schnitt: ILKA MIRIAM VALDÉS | Sounddesign und Mischung: RUBEN VALDÉS | Farbkorrektur: JULIA BISILIAT | Postproduktionssupervisor: LAURA FUTURO | Spezialeffekte: SUNJHA KIM | Design & Illustrationen: CARLOS CABRICES & SERGIO FERRO | Associate Producers: LILLIT, DRAMA FILMES, MARTIN BACKHAUS | Dramaturgie: LAURA PAETAU, MARGARITA TSOMOU | Musik: AÉREA NEGROT, PEACHES, MAD KATE I THE TIDE, ROYAL DUST, MERCENÁRIAS, AND THE CLITOR$.

Rezensionen

Sechs Filme auf dem Internationalen Filmfestivals von Cartagena zeigen sexuelle Identität als etwas Bewegliches und Randständiges. Die Auflehnung besteht heute darin, sich als hybrid zu erkennen, und das wissen gut diejenigen, die eine Botschaft vermitteln wollen: Die Menschen sind nicht einer, wir sind mehrere zugleich.
Revista Semana / Queer ist der neue Punk / 20.02.2018

Die Bilanz ist eine des guten Kinos, mit Preisen, die eine offene und inklusive Haltung bestätigen. Zum Beispiel (…) der riskante Einsatz von Filmen wie dem kolumbianisch-brasilianischen ‚El susurro del jaguar‘, einem selbst ernannten queeren Punk-Roadmovie, das auch für seine Regie (für Simon(e) Jaikiriuma Paetau und Thais Guisasola) in der Sektion Kolumbianisches Kino ausgezeichnet wurde.
El Tiempo / Das Filmfestival von Cartagena und seine offene und inklusive Haltung / 05.03.2018

‚Das Flüstern des Jaguars‘ erhielt den Preis für die Beste Regie in der offiziellen Wettbewerbskategorie für kolumbianisches Kino.
El Heraldo / Das sind die Gewinner von Ficci 2018 / 06.03.2018

(…) und in dieser feministischen Revindikation ist es nicht verwunderlich, dass die Liebe lesbisch ist oder dass der historisierende Diskurs versucht, Generationen von weiblichen Vorfahren eine Stimme zu geben,  die unterdrückt, entführt, vergewaltigt und dem Willen des Mannes und des europäischen Besatzers unterworfen wurden; (…)
Nos hacemos un cine / El Susurro del Jaguar / 25.03.2018

Genauso wie dieser Film von Paetau und Guisasola, der seine Exuberanz – geografisch, poetisch und narrativ – nicht verbirgt, sowie seine Entschlossenheit, die historische Unterdrückung der Frau, den kolonisierten und ausgebeuteten Zustand des Amazonas-Regenwaldes oder die Einschränkungen und die Tyrannei von Archetypen und Vorurteilen in Bezug auf sexuelle Vielfalt zu hinterfragen und zu reflektieren.
El Colombiano / Queeres Kino aus dem Amazonasgebiet / 14.07.2018

Das Autorenkino der Länder des Südens wird oft von kolonialen Bildern genährt. Wenn wir dieses exotisierende Bild Lateinamerikas nicht wiederholen, wird unsere Botschaft ungültig.
Friction Magazine / O Sussurro do Jaguar: Queere Körper auf dekolonialem Roadtrip im Herzen des Amazonas-Dschungels / Oktober 2018

Worum es geht, wird irgendwann sehr (sehr) deutlich: widerständiges Wissen zu erlangen und zu verkörpern, eine nicht-egobestimmte Position zu finden, die sich dem großen Entweder-Oder der normativen Welt verweigert.
Sissy / Das heilsame Gift eines wütenden Froschs / 03.10.2018

Nach der Welturaufführung 2017 bei der Documenta 14 und der Premiere beim Cartagena Film Festival in Kolumbien bringt das brasilianisch und deutsch-kolumbianische Regisseur*innen-Duo Thais Guisasola und Simon(e) Jaikiriuma Paetau ihr Werk ‚The Whisper of the Jaguar‘ in die deutschen Kinos. 
Queer.de, Maiskolben im Arsch / 04.10.2018

Schamanen im Amazonas, queere Orgien, Jaguars: ein Film als poetischer Gegenpunkt gegen den Faschismus.
Missy Magazine / „The Whisper Of The Jaguar“ trotzt dem Brasilien des rechtsextremen Präsidenten Bolsonaro / 31.10.2018

‚Das Flüstern des Jaguars‘ durchbricht Binaritäten, Grenzen und die lineare Zeit und bietet eine spirituelle, traumhafte Salbe für die vom Westen dominierten Vorstellungen von rationalem und wissenschaftlichem Wissen. Es könnte auch der Ruf nach queerem Widerstand auf der ganzen Welt sein. 
Sieggessäule / Road-tripping / November 2018

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